Revisionsoperationen vermeiden – lesen Sie hier, wie das noch besser gelingen kann. Weit über 80 Prozent der Hüft- und Kniegelenk-Operationen in Deutschland verlaufen gut, das Implantat hält. In manchen Fällen aber muss das Implantat ausgetauscht werden. Die Fallzahl ließe sich deutlich reduzieren.

Ein verpflichtendes Endoprothesenregister wie in Schweden könnte in Deutschland ca. 10.000 Revisionsoperationen ersparen

Wer ein künstliches Hüft- oder Kniegelenk (Endoprothese) erhalten hat, ist froh über die wiedererlangte Mobilität. Die meisten Operationen verlaufen gut. In einigen Fällen aber kommt es zu Komplikationen. Das Implantat (Hüftprothese, Knieprothese) muss ausgetauscht werden. Solche Wechsel-Operationen oder Revisions-Operationen könnten künftig oft vermieden werden: 10.000 Wechsel-Operationen weniger pro Jahr wären möglich, das hat die Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik festgestellt.

Jede einzelne Revisionsoperation weniger ist ein großer Gewinn

Betrachten wir auch nur einen einzigen Fall, in dem eine Revisionsoperation vermieden werden kann, so wird der Gewinn für alle Beteiligten sofort sichtbar:

  • Mobilität mit dem künstlichen Gelenk bleibt erhalten
  • Gesundheitskosten werden vermieden – ca. 10.000 Euro für eine Revisions-Operation
  • Hinzu kommen die eingesparten Kosten für Reha-Maßnahmen
  • Auch der Arbeitsausfall durch Arbeitsunfähigkeit fällt weg – ein immenser Kostenfaktor
  • Zeitverlust für die Patienten und ihr Helfersystem (Angehörige, Freunde, Bekannte) tritt nicht ein
  • Mit Geld nicht aufzuwiegen sind die vermiedenen persönlichen Einschränkungen für die Patienten, die Schmerzen und die Operationsrisiken, die bei einer vermiedenen Wechseloperation entfallen

Revisionsoperationen vermeiden setzt voraus, genauer hinzuschauen: überall

  • Das Endoprothesenregister Deutschland (EPRD) wird bislang nur auf freiwilliger Basis betrieben.
  • Kliniken, die sich beteiligen wollen, können das tun. Keine Klinik ist jedoch verpflichtet.
  • In Schweden und Großbritannien ist das anders. Dort werden alle Routinedaten aus den Operationen von künstlichem Knie- oder Hüftgelenk flächendeckend erfasst. Mit dem Erfolg, dass die Anzahl der Wechseloperationen deutlich gesunken ist.

Überträgt man die Werte aus Skandinavien auf die Operationszahlen in Deutschland, müssten rund 10.000 Menschen weniger als jetzt eine Revisionsoperation über sich ergehen lassen: jedes Jahr. Aber unter der Voraussetzung, dass auch hier das Endoprothesenregister verpflichtend wäre.

Die Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik e. V. (AE) befürwortet als eine Sektion der DGOU Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V.  die verpflichtende Krankenhaus-Teilnahme am Endoprothesenregister Deutschland (EPRD).

Anzahl der Revisionen ließe sich um ca. 23 Prozent senken

Ein verpflichtendes Endoprothesenregister in Deutschland würde nach fundierten Berechnungen rund 23 Prozent der Wechseloperationen überflüssig machen:

  • Fehler von Implantaten bzw. Schwächen in OP-Verfahren ließen sich sehr früh feststellen und kommunizieren
  • Viele Fehler würden bei entsprechender Datenqualität vermeidbar werden
  • In Schweden beispielsweise werden die relevanten Operationsdaten bereits seit Ende der 1970er Jahre in einem verpflichtenden Endoprothesenregister erfasst – mit enormem Erfolg für die Patienten und das Gesundheitswesen
  • Man geht auf Basis der schwedischen und englischen (Endoprothesenregister seit 2002) Werte von einem Rückgang in Deutschland von 13 auf 10 Prozent aus – das entspricht 10.000 Wechseloperationen weniger
  • Bei 10.000 Euro Kosten je Revisionsoperation steht eine Summe von 100 Millionen Euro zur Rede: in Deutschland jedes Jahr einzusparen
  • Voraussetzung ist und bleibt: ein verpflichtendes Endoprothesenregister

 

Setzen auch Sie sich für das EPRD ein. Ob Sie heute ein Hüft- oder Kniegelenk bereits tragen oder benötigen bzw. erst in einigen Jahrzehnten: Patientensicherheit ist für alle ein Gewinn, immer.