Auch wenn die orthopädische Endoprothetik auf einem hohen Qualitätsniveau ist, müssen Wechseloperationen leider immer noch zu oft durchgeführt werden. DGOU und DGOOC fordern deshalb ein verbindliches Endoprothesenregister. Bislang werden in Deutschland Routinedaten nur auf freiwilliger Basis ausgewertet. Die lückenlose Erfassung der OP-Daten würde dazu beitragen, die orthopädische Versorgung weiter zu verbessern.

Was bringt ein Endoprothesenregister (Implantatregister) für die Patientensicherheit?

In der Presse findet man zwar Berichte über das Endoprothesenregister (EPRD), doch viele Patienten wissen nicht, wie sich ein solches Implantatregister auf die Patientensicherheit auswirkt und warum es sinnvoll ist, wenn sie sich bei einer Knieoperation oder Hüftoperation für eine Klinik entscheiden, die am EPRD teilnimmt. Lesen Sie hier, warum Patientensicherheit durchaus auch eine Sache der Patienten ist.

Endoprothesenregister – Arbeitsweise

Das Endoprothesenregister arbeitet datenbasiert. Kamen in Schweden vor der Einführung des Implantatregisters noch 140 Implantatmodelle zum Einsatz, sind es heute nur noch fünf Implantate, die sich auf Basis der Registerdaten als besonders zuverlässig erwiesen haben.

Diese Daten werden im Endoprothesenregister ausgewertet und einmal jährlich als Rückmeldung an die teilnehmenden Kliniken herausgegeben

  • Alter der Patienten
  • Voroperationen
  • Komorbitäten (Begleiterkrankungen)
  • Operierende Klinik
  • Implantationstechnik – zementiert / zementfrei

Ergebnisse des Qualitätsmonitorings durch das Register

  • Implantatversagen wird frühzeitig erkannt
  • Operateure verwenden bewährte Implantate
  • Medizinprodukte-Industrie kann Schwachstellen in Zusammenarbeit mit dem Register beseitigen
  • Erfolgsquote für alle steigt: für die Patienten, die OP-Teams, die Kliniken und die Kostenträger im Gesundheitswesen

Endoprothesenregister: Sicherheitsplus für alle

  • Das Endoprothesenregister (EPRD) ist ein Sicherheitsgewinn, denn es hilft, Wechseloperationen in der Endoprothetik zu vermeiden. Vereinfacht formuliert ist das Implantatregister eine Datenbank, die fortwährend aus vielen Quellen mit Daten von Operationen aus der Chirurgie versorgt, aktualisiert und analysiert wird.
  • Hier laufen die Daten von Orthopädie-Kliniken, Operationen, Operationsmethode (z. B. zementiert oder zementfrei), Patientendaten (aus Datenschutzgründen pseudonymisiert) und eingesetzter Endoprothese (Hersteller des Hüftgelenks bzw. Kniegelenks) zusammen.
  • In der Datenbank werden diese Daten zu Informationen verarbeitet.
  • Zu den Informationen, die das EPRD bereitstellt, können Fehlermeldungen zählen. Sollten z. B. im Zusammenhang mit einem Implantat, einer Operationsmethode oder einer Chirurgischen Abteilung Auffälligkeiten sichtbar werden, so kann man schnell reagieren und z. B. den Hersteller des Implantates und die Kliniken, die es verwenden, informieren.
  • Sollte sich bei einem bereits eingesetzten Implantatmodell ein Fehler in der Haltbarkeit zeigen, so lassen sich auch die Patienten kontaktieren, denen es eingesetzt wurde.

Warum ist die Teilnahme am Endoprothesenregister für Patienten und Kliniken sinnvoll?

Wechseloperationen vermeiden, Qualität der Versorgung weiter verbessern: In anderen Ländern – besonders in Skandinavien – wurden schon vor vielen Jahren Register eingeführt (Link zum schwedischen Hüft-Endoprothesenregister Svenska Höftprotesregistret ). Dort ist die Anzahl der Revisionsoperationen (Wechseloperationen) deutlich zurückgegangen, weil fehlerhafte Verfahren und Medizinprodukte früh erkannt werden können.

Voraussetzung für ein Endoprothesenregister, das umfassende Daten für alle Regionen bereitstellen kann, ist die Teilnahme von vielen Kliniken, damit eine möglichst flächendeckende Auswertung der Operationserfolge stattfinden kann.

Sind Sie Patient/in bzw. Angehörige/r? Informieren Sie sich vorher, ob das Krankenhaus, in dem Sie sich operieren lassen wollen, am EPRD teilnimmt. Hier finden Sie den Textentwurf für Ihre Anfrage-E-Mail. Kopieren Sie diesen Text, und senden Sie ihn an das Krankenhaus. Die Teilnahme am Endoprothesenregister können Sie als Beitrag zur Transparenz und Qualitätssicherung werten.

E-Mail-Vorlage für Patienten: Nachfrage Endoprothesenregister-Teilnahme einer Klink

Betreff: An die orthopädische Abteilung Ihres Hauses – Anfrage wegen meiner Operation / EPRD-Teilnahme

„Sehr geehrte Damen und Herren,
bei mir ist eine Gelenkoperation geplant. Bitte informieren Sie mich darüber, ob Ihre Klinik am Endoprothesenregister Deutschland teilnimmt. Mir ist dies wichtig, da ich mit den Daten von meiner Operation gerne zur Steigerung der Patientensicherheit beitragen möchte. Sollte Ihre Klinik noch nicht am EPRD teilnehmen, danke ich Ihnen schon jetzt für Ihre Empfehlung einer EPRD-Partnerklinik. Mit freundlichen Grüßen … 

Steigt die Nachfrage von Patienten nach Kliniken, die sich am Register beteiligen, ist dies ein Beitrag zur Patientensicherheit allgemein, weil sich damit mehr orthopädische Kliniken für den großen Patientennutzen des Endoprothesenregisters interessieren – und sich für die Zusammenarbeit mit dem EPRD entscheiden dürften.

Wie funktioniert ein Endoprothesenregister?

Wie funktioniert ein Endoprothesenregister? Schematische Darstellung der Datenströme bei Hüftoperationen und Knieoperationen. (emde-grafik.de)

Warum sollten Krankenhäuser am Endoprothesenregister teilnehmen?

Lesen Sie Antworten von Ärzten und weiteren Spezialisten aus dem Gesundheitssystem.

Auszug aus einem Interview mit Prof. Dr. med. Christian Götze: „Die Qualität der Versorgung und das daraus folgende Behandlungsergebnis sind das ausschlaggebende Kriterium für die Wahl der Klinik. Da wir uns nicht nur haus- und konzernintern vergleichen wollen, ist eine Teilnahme an bundesweiten Benchmarks sehr wichtig und gibt uns Hilfestellungen zur weiteren Optimierung der Patientenversorgung.“

Zitat aus einem Gespräch mit Prof. Dr. Dr. Joachim Grifka: „ … ein Endoprothesenregister … ermöglicht dem Patienten, sich eine Klinik mit guten Resultaten für eine anstehende Operation auszusuchen.“

Frau Univ. Prof. Dr. Andrea Meurer stellt in einem Interview mit endoinfo.de zum Thema Teilnahme am EPRD fest: „Die Teilnahme an dieser Initiative stand für mich von vornherein fest, da nur auf diesem Wege Informationen zur Qualität der Versorgung unserer Patienten zu erhalten sind.”

Weiterführende Links zu den Vorteilen des Endoprothesenregisters: 

Höchsten Anforderungen genügen (Ärzteblatt)

Endoprothesenregister im internationalen Vergleich (vdek)

DGOU und DGOOC fokussieren verbindliches Endoprothesenregister.

The Swedish Hip Arthroplasty Register – Jahresbericht 2014 (PDF, englisch)

Arbeitsweise und Erfolg des schwedischen Hüft-Registers:

An dieser Beschreibung wird gut deutlich, warum auch in Deutschland ein für alle verpflichtendes Implantateregister erforderlich ist:

Das schwedische Hüftprothesen-Register arbeitet als nationales Register für die Qualität in der orthopädischen Chirurgie. Seit dem Jahr 1979 werden hier Revisionsoperationen von Hüftgelenken in Schweden erfasst. Der Vorteil am schwedischen Hüftgelenk-Register: ausnahmslos alle Revisionsoperationen werden hier registriert.

So ist es möglich, die Ursachen für Komplikationen im Detail zu analysieren und landesweit zu verwerten und auf sie zu reagieren. Aufgezeichnet werden folgende Daten:

  • die Patientendaten wie Alter, Geschlecht, Diagnose
  • die chirurgische Technik und die Art des verwendeten Implantats
  • Seit dem Jahr 2002 fließen zudem auch Patientenangaben zur Schmerzlinderung, zur Zufriedenheit und zum Gewinn der Lebensqualität seit dem Einsetzen des Implantats ein.
  • Seit 2005 werden auch Hemiarthroplastiken – HA (üblicherweise nach Oberschenkelhalsfraktur, bedingt durch atraumatische Osteonekrose (ON) des Humeruskopfes) registriert.

Die Hauptaufgabe des Registers ist die kontinuierliche Qualitätssicherung mit Aktivitätsanalyse, klinische Qualitätssicherung, die klinische Verbesserung und Forschung mit dem Ziel, dem einzelnen Patienten die bestmögliche Betreuung zu geben.

Beeindruckend sind die Erfolge, die das Svenska Höftprotesregistret erzielt:

  • 94 % der eingesetzten Hüftprothesen dienen den in Schweden operierten Menschen auch nach 10 Jahren ohne nennenswerte Komplikationen
  • 88 % der Patienten sind bereits innerhalb des ersten Jahres nach der Operation schmerzfrei.

Diese Qualitätsverbesserungen kommen natürlich in erster Linie den Patienten zugute. Es geht immer und grundsätzlich zuerst um die Patientensicherheit. In einem weiteren Schritt kann man auch die Vorteile für das gesamte Gesundheitssystem analysieren. Die Kosteneinsparungen durch vermiedene Wechseloperationen (Revisionsoperationen) sind für die Allgemeinheit immens.

Deshalb wird auch in Deutschland der Sinn eines verpflichtenden Endoprothesenregisters immer besser sichtbar.