Prof. Dr. Bernd Fink Chefarzt Klinik für Endoprothetik Allgemeine Orthopädie und Rheumaorthopädie Markgröningen

Prof. Dr. Bernd Fink Chefarzt Klinik für Endoprothetik Allgemeine Orthopädie und Rheumaorthopädie Markgröningen

Interview mit Prof. Dr. Bernd Fink, Orthopädische Klinik Markgröningen, Chefarzt Klinik für Endoprothetik, Allgemeine Orthopädie und Rheumaorthopädie

ENDOINFO: Wie viele Menschen erhalten in Ihrer Klinik jährlich einen Gelenkersatz?

Prof. Dr. Fink: Jährlich werden bei uns ca. 1900 Endoprothesen implantiert.

ENDOINFO: Wenn Patienten zum Aufnahmegespräch in Ihre Klinik kommen, wie gut informiert sind diese: über den Gelenkersatz an sich, über Operationstechniken, über die Zeit und die Verhaltensregeln nach der Operation?

Prof. Dr. Fink: In der Regel sind die Partienten von den überweisenden Ärzten umfangreich aufgeklärt worden.

ENDOINFO: Wann und auf welchem Weg haben Sie vom Endoprothesenregister Deutschland (EPRD) erfahren?

Prof. Dr. Fink: Die Information kam von der Arbeitsgemeinschaft für Endoprothetik e.V.

ENDOINFO: Die Teilnahme am Endoprothesenregister Deutschland erfolgt klinik- und patientenseitig auf freiwilliger Basis. Welche Gründe haben für Sie dafür gesprochen, sich für die freiwillige Teilnahme Ihrer Klink an den Datenerhebungen und -auswertungen durch das Endoprothesenregister Deutschland (EPRD) zu entscheiden?

Prof. Dr. Fink: Wir wollen einen Beitrag leisten zur Verbesserung der Qualität der Patientenversorgung – auch über unsere Klinik hinaus.

ENDOINFO: In Deutschland werden private Prüfinstitute mit der Zulassung von Medizinprodukten beauftragt. Staatliche Zulassungen sind nicht vorgeschrieben. Welche Änderungen an den bisherigen Zulassungsverfahren sind aus Ihrer Sicht unverzichtbar, damit der Weg von der Konstruktion einer Endoprothese über die Herstellung bis zum Operationstisch sicher wird für die Patienten?

Prof. Dr. Fink: DIN-ISO-Normen reichen nicht bei der Testung. Außerdem können rein mechanische Belastungstests im Trockenen nicht simulieren, wie die vielfältigen chemischen Prozesse im menschlichen Körper auf ein Implantat einwirken.

ENDOINFO: „Patient Empowerment“ ist auf dem Weg, vom Modewort zu einer Haltung, auch zu einer Erwartungshaltung zu werden. Welche Vorteile sehen Sie für Kliniken, wenn Patienten durch relevante, nachvollziehbare Informationen zu Gesprächspartnern werden, mit denen sich Ärzte auch inhaltlich austauschen können?

Prof. Dr. Fink: Patienten benötigen Informationen aus seriösen Quellen. Halbwissen und Fehlinformationen aus der Boulevardpresse schaden eher.

ENDOINFO: Patientensicherheit ist gleichzeitig Kliniksicherheit. Denn angesichts stark zunehmender Transparenz werden nur jene Kliniken auf dem Markt bestehen, die ein langfristig gutes Gelingen ihrer Operationen (Standzeiten) nachweisen.
„Auf Wiedersehen in vielleicht 30 oder 35 Jahren“ könnte eine vertrauensbildende Verabschiedung nach der endoprothetischen Versorgung sein. Was sagen Sie einem Patienten heute im Erstgespräch?

Prof. Dr. Fink: Ich informiere ihn seriös und umfassend über die zu erwartenden Ergebnisse.

ENDOINFO: Wenn Qualität an einer Stelle (initiiert vom Endoprothesenregister Deutschland, medial aufbereitet hier über ENDOINFO.de) in positivem Sinne öffentlich wird, so hat dies Auswirkungen auf alle Beteiligten im und vor dem Gesundheitssystem: vom Medizinproduktehersteller über Kliniken bis zu Reha-Einrichtungen und Krankenkassen. Welche Fachbereiche außer Orthopädie / Endoprothetik sollten aus Ihrer Sicht ebenfalls vom Patienten verstehbar und bewertbar werden?

Prof. Dr. Fink: Vor allem sollte der Patient darüber informiert werden, wo er sich informieren kann, wo er Zugang zu evidenten Informationen erhält. Unbewiesene Behauptungen aus der Boulevardpresse helfen keinem.

ENDOINFO: Wenn Patienten sich unsicher sind, ob sie in die Registerteilnahme einwilligen sollen, mit welchen Gründen werben Sie für die Bereitstellung der anonymisierten Daten?

Prof. Dr. Fink: Es geht immer um die Qualitätssicherung. Für unsere Patienten und für alle Patienten.

ENDOINFO: Abschließend eine Frage zum Gesundheitswesen, die heute noch hypothetisch wirken mag: Patientensicherheit ist Sache der Patienten. Diese Erkenntnis ergibt sich, weil Medizinprodukte in Deutschland ohne staatliche Zulassung in Menschen eingesetzt werden dürfen. Wie könnte aus Ihrer Sicht langfristig eine patientenseitig geleistete Kontrolle der Medizinprodukteindustrie aussehen? Über industrieunabhängige Stiftungen? Über unabhängige, von Medizinern begleitete Gremien, die ohne Lobbygruppen- und Politikeinflüsse ihr Veto einlegen können, wenn Zulassungsverfahren nicht sicher genug sind?

Prof. Dr. Fink: Aus meiner Sicht will niemand den Patienten schaden. Wenn Fehler passieren, so aus Unwissenheit bzw. Unerfahrenheit. Ich halte grundsätzlich eine Kontrolle für sinnvoll, die umfassend und für die informierten Patienten nachvollziehbar, also glaubwürdig sein muss, an deren Entwicklung aber auch alle beteiligten „Parteien“ mitwirken sollten.

Vielen Dank für dieses Interview.

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